Bei unserer Beispielfragestellung
Wie wirken sich interdisziplinäre Fallkonferenzen in Akutkrankenhäusern auf die Zufriedenheit von onkologischen Patientinnen und Patienten aus?
handelt es sich um eine eher präzise Fragestellung, da das Setting Akutkrankenhaus, die Zielgruppe der onkologischen Patientinnen und Patienten und das Outcome Zufriedenheit relativ spezifisch sind. Breiter wird die Fragestellung durch die Intervention Fallkonferenz, da der Aspekt „interdisziplinär“ die verschiedensten Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich einschließen kann. Während es sinnvoll erscheint, den Aspekt „interdisziplinär“ nicht bei der Festlegung der Suchkomponenten, zu berücksichtigen, sollte er bei der Festlegung der zu durchsuchenden Datenbanken mit einfließen, um die für die Recherche geeignetsten auswählen zu können.
Es ist zunächst sinnvoll, zu reflektieren, welche Datenbanken unsere gesamte Fragestellung abdecken könnten. In Anbetracht der Unterschiedlichkeit der verschiedenen Suchkomponenten erscheinen dafür Datenbanken am geeignetsten, die ein möglichst breites Themenspektrum aus dem Gesundheitsbereich abdecken. Denkbar wären in diesem Zusammenhang die folgenden Datenbanken:
- MEDLINE
- Embase
- Cochrane Library
- Web of Science Core Collection
Neben diesen breit aufgestellten Datenbanken sollten auch thematisch spezifische Datenbanken berücksichtigt werden. Es bietet sich an, sich hierbei an den einzelnen Suchkomponenten zu orientieren. Für unsere Beispielfragestellung bedeutet dies, zu überlegen, ob es für die Intervention Fallkonferenz, das Setting Akutkrankenhaus, die Zielgruppe onkologische Patientinnen und Patienten oder das Outcome Zufriedenheit Datenbanken gibt, in denen eine oder mehrere dieser Komponenten einen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt darstellen. Unserer Einschätzung nach ist dies bei keiner der Komponenten der Fall.
Berücksichtigt man allerdings, wie empfohlen, den Aspekt „interdisziplinär“ bei der Intervention Fallkonferenz, würde man zunächst reflektieren, welche relevanten Berufsgruppen es gäbe, die potentiell an derartigen Fallkonferenzen teilnehmen könnten. In einem onkologischen Akutsetting wären dies Ärztinnen und Ärzte, Pflegende, Psychoonkologinnen und Psychoonkologen, sowie Physio‐ und Ergotherapeutinnen und ‐therapeuten. Daher wären für die Auswahl potentiell geeigneter Datenbanken auch die folgenden Datenbanken denkbar, die primär bestimmte dieser Berufsgruppen adressieren:
- CINAHL für Pflegende
- PsycInfo für Psychoonkologinnen und Psychoonkologen
- PEDro für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten
- OTseeker für Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten
Einfluss des Rechercheprinzips
Hätten wir für unsere Beispielfragestellung ein klar sensitives Rechercheprinzip festgelegt, müssten wir konsequenterweise alle aufgeführten Datenbanken durchsuchen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, möglichst alle zum Thema relevanten Referenzen zu finden. Da wir uns aber aufgrund des Ziels der Recherche für einen Mittelweg zwischen sensitiver und spezifischer Recherche entschieden haben, gilt es nun, die Anzahl der zu durchsuchenden Datenbanken einzugrenzen. Daher streben wir eine Recherche in drei Datenbanken an, um einerseits die Gefahr, relevante Studien zu übersehen, auf ein vertretbares Maß zu reduzieren, andererseits aber auch nicht zu viele Ressourcen aufzuwenden. Wir nehmen daher eine Priorisierung der Bedeutung der von uns identifizierten, potentiell geeigneten Datenbanken für die Beantwortung unserer Fragestellung vor. In diesem Zusammenhang stellen wir uns neben der inhaltlichen Abdeckung spezifischere Fragen bezüglich abgedeckten Forschungsdesigns und Dokumententypen sowie Überschneidungen der einzelnen Datenbanken.
Auswahl von Datenbanken mit breitem Spektrum
MEDLINE und Embase gehören zu den umfangreichsten Datenbanken, die den Gesundheitsbereich betreffen (Saimbert, Fowler, Pierce & Hargwood, 2016, S. 149ff.). Aufgrund des breiten Spektrums an Inhalten eignen sich beide als zentrale Datenbanken für unsere Recherche. Zudem gehören in beiden Datenbanken Zeitschriftenartikel zu den am häufigsten enthaltenen Dokumenttypen.
In unserem Mittelweg zwischen sensitiver und spezifischer Recherche ist es das Ziel, möglichst alle relevanten, in jedem Fall aber die zentralen und methodisch hochwertigen Referenzen zu unserer Fragestellung zu finden. Diese werden sehr häufig in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Zwischen den beiden Datenbanken MEDLINE und Embase gibt es Überschneidungen (Lam, Longhi, Turnbull, Lam & Besa, 2018). In Embase lassen sich jedoch Suchergebnisse ausblenden, die auch in MEDLINE gefunden werden. Auf diese Weise können nur in Embase vorkommende Suchergebnisse gezielt herausgefiltert und Duplikate (und damit ein erhöhter Aufwand bei der Sichtung der Treffer) vermieden werden.
Weitere potentiell geeignete Referenzen sind möglicherweise vorhandene Cochrane Reviews, also systematische Übersichtsarbeiten, die nach einer standardisierten, hochwertigen Methodik erstellt wurden. Da jedoch alle Cochrane Reviews in MEDLINE indexiert sind, verzichten wir bei unserer Recherche auf die Durchsuchung der Cochrane Library. Auch die Web of Science Core Collection schließen wir aufgrund unseres Rechercheprinzips aus, da sie nicht nur den Gesundheitsbereich, sondern auch diverse andere wissenschaftliche Bereiche abdeckt.
Auswahl spezifischerer Datenbanken
Als relevantes Kriterium für die Auswahl der spezielleren Datenbanken eignet sich in unserer Fragestellung die Überlegung, welche Berufsgruppen am häufigsten im onkologischen Akutsetting anzutreffen sind und damit als Teilnehmende an interdisziplinären Fallkonferenzen in Frage kommen. Dies sind Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie Therapeutinnen und Therapeuten. Da der ärztliche Bereich bereits durch MEDLINE und Embase ausreichend abgedeckt ist, schließen wir für die Recherche für unsere Fragestellung zusätzlich CINAHL mit ein, da diese Datenbank primär die Gesundheits‐, Pflege‐ und Therapiewissenschaften adressiert. Die weiteren speziellen Datenbanken (PsycInfo, PEDro, OTseeker) schließen wir im Angesicht unseres gewählten Rechercheprinzips aus.
Finale Datenbankauswahl
Nachdem wir nun drei zu durchsuchende Datenbanken festgelegt haben, verbleibt die Frage, mit welcher Suchoberfläche (bzw. Suchmaschine) diese durchsucht werden sollen. Für unsere Fragestellung gehen wir davon aus, dass die betreffende Einrichtung Direktzugang zu Embase über den Betreiber Elsevier sowie über Zugang zu CINAHL verfügt. Für den Zugang zu MEDLINE wählen wir die frei zugängliche Suchmaschine PubMed aus. Unsere finale Festlegung der zu durchsuchenden Datenbanken lautet somit:
- MEDLINE via PubMed
- Embase via Elsevier
- CINAHL