Im Folgenden soll eine fortgeschrittene bzw. strukturierte und begründete Datenbankauswahl beschrieben werden. Wie anhand der nachfolgenden Abbildung erläutert wird, spielen dabei methodische und pragmatische Überlegungen eine Rolle.
Methodische Kriterien
Im Optimalfall sollte die Datenbankauswahl anhand von methodischen Kriterien vorgenommen werden, d. h. anhand von Kriterien, die sich an der Qualität der methodischen Vorgehensweise orientieren. Hierbei sollte reflektiert werden, welche Datenbanken überhaupt aus inhaltlicher bzw. thematischer Sicht zur Fragestellung passen. Dabei ist es möglich, zu unterscheiden zwischen Datenbanken, die ein breites Themenspektrum abdecken und solchen, die speziell auf die Fragestellung oder einzelne Komponenten der Fragestellung zugeschnitten sind (bspw. Zielgruppe, Intervention oder Setting). Alle potentiell für die jeweilige Fragestellung geeigneten Datenbanken können zunächst aufgelistet werden.
Anschließend kann die konkrete Auswahl der Datenbanken erfolgen. Entscheidend dafür ist das festgelegte Rechercheprinzip. Während bei einem sensitiven Rechercheprinzip tendenziell mehr Datenbanken durchsucht werden, beschränkt sich eine spezifische Recherche auf die wichtigste(n) Datenbank(en). Die folgenden Fragen können dabei helfen, die Auswahl zu konkretisieren:
Welche Forschungsdesigns (bspw. systematische Übersichtsarbeiten, klinische Studien) und Dokumententypen (bspw. Zeitschriftenartikel, Fachbücher) deckt die jeweilige Datenbank (schwerpunktmäßig) ab, die zum Forschungsthema passen?
Inwieweit überschneiden sich einzelne Datenbanken bezüglich der enthaltenen Referenzen bzw. wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, in einer bestimmten Datenbank relevante Referenzen zu finden, die in anderen Datenbanken nicht vorkommen?
Es ist in manchen Fällen begründbar, dass die Durchsuchung von zwei Datenbanken ausreicht, gleichzeitig bedarf es manchmal der Durchsuchung von bspw. sieben oder mehr Datenbanken. Sollten für dieselbe Datenbank mehrere Suchmaschinen existieren, ist die Recherche in der Regel mit einer davon ausreichend. Wird in einer Datenbank direkt (über eine integrierte oder spezifische Suchmaschine) recherchiert, ist es nicht notwendig, sie zusätzlich mit einer Meta-Suchmaschine zu durchsuchen.
Weitere Überlegungen wie die Frage nach der/den verwendbaren Suchsprache(n) (bspw. für die Suche nach Referenzen aus einem bestimmten Sprachraum) oder nach bestimmten Funktionen können je nach Bedarf ebenfalls in die Datenbankauswahl einbezogen werden.
Pragmatische Kriterien
Neben methodischen Kriterien gibt es auch pragmatische Kriterien, die sich nicht an Überlegungen zur methodischen Qualität der Neben methodischen Kriterien gibt es auch pragmatische Kriterien, die sich nicht an Überlegungen zur methodischen Qualität der Recherche, sondern vielmehr an vorhandenen Rahmenbedingungen orientieren. Sie entsprechen daher keiner methodisch hochwertigen Vorgehensweise, können aber nicht immer außer Acht gelassen werden. Als wichtiges Kriterium ist die Zugänglichkeit zu nennen, da nicht alle lizenzpflichtigen Datenbanken von jeder Einrichtung aus zugänglich sind. Die Zugänglichkeit von Datenbanken wird im Folgenden gesondert thematisiert. Eine Rolle könnte zudem noch die Vertrautheit der Recherchierenden mit den jeweiligen Datenbanken spielen. Sollte es bspw. mehrere Suchoberflächen für dieselbe Datenbank geben, empfiehlt es sich, diejenige zu verwenden, mit der die Recherchierenden am vertrautesten sind, um die Gefahr von Fehlern bei der Entwicklung des Suchstrings oder der Durchführung der Recherche zu minimieren.
Umgang mit mangelnder Zugänglichkeit
Nicht alle Datenbanken sind frei zugänglich. Häufig müssen kostenpflichtige Lizenzen erworben werden, um mit bestimmten Angeboten arbeiten zu können. In der Regel erfolgt der Lizenzerwerb durch die jeweilige Einrichtung (bspw. Universitäten, Fachhochschulen, Gesundheitseinrichtungen), d. h. alle dort Studierenden oder in anderer Form tätigen Personen erhalten Zugang zum entsprechenden Angebot. Die Entscheidung, welche Lizenzen erworben werden, liegt allein bei der jeweiligen Einrichtung, was die Zugänglichkeit vieler Datenbanken sehr einrichtungsabhängig macht. Daher sollte spätestens in diesem Schritt die Zugänglichkeit der zu durchsuchenden Datenbanken bekannt sein bzw. überprüft werden.
Die Möglichkeiten im Umgang mit definitiv nicht zugänglichen Datenbanken sind:
Beteiligung von Personen aus anderen Institutionen, die Zugang zur jeweiligen Datenbank haben.
Recherche mit Metasuchmaschinen, die in der Regel frei zugänglich sind und unter Umständen auch lizensierte Datenbanken durchsuchen (bspw. durchsucht Epistemonikos auch Embase, CINAHL und PsycInfo nach Systematic Reviews und Primärstudien). Dies ist zwar nicht so empfehlenswert wie die Recherche in der Originaldatenbank, da es aufgrund intransparenter Funktionsweisen zu Abweichungen bei den Suchtreffern kommen kann, aber angenommen besser als das gänzliche Nichtbeachten der Originaldatenbank.
Recherche in zwei oder mehr Alternativdatenbanken, um den potentiellen Verlust relevanter Studien auszugleichen. Die Forschungen zu Datenbankabdeckungen von Bramer, Rethlefsen, Kleijnen und Franco (2017), Hartling et al. (2016) Nussbaumer-Streit et al. (2018) weisen darauf hin, dass unterschiedliche Datenbankkombinationen durchaus vergleichbar hohe Abdeckungsraten erreichen können. Allerdings kann die Frage nach den besten Alternativkombinationen sehr vom Forschungsthema abhängen und sollte daher sorgfältig reflektiert werden.
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Zitiervorschlag: 10 Schritte zur systematischen Literaturrecherche
Nordhausen, T., Hirt, J. (2022). 10 Schritte zur systematischen Literaturrecherche. In: Nordhausen, T., Hirt, J. RefHunter. Systematische Literaturrecherche. https://refhunter.org/research_support/rechercheschritte/ [Zugriff am: Datum]