Direkt zum Inhalt wechseln

Fortgeschrittenes Wissen

Zwei Arten von Fehlern im Suchstring

Eine mögliche Unterscheidung von Fehlern, die sich im Rahmen der Überprüfung des Suchstrings zeigen können, besteht zwischen Konzeptionsfehlern und Syntaxfehlern.

Konzeptionsfehler:
Fehler, die den inhaltlichen Aufbau und/oder die inhaltlichen Bestandteile des Suchstrings betreffen. Sie können ursächlich aus den Vorgehensweisen in der Entwicklung des Suchstrings oder den vorangegangenen Schritten resultieren.

Zu Konzeptionsfehlern zählen bspw. unpassende Suchkomponenten, zu durchsuchende Datenbanken, Suchbegriffe und Suchtechniken, aber auch fehlende Stich- und Schlagwörter.

Syntaxfehler:
Sie entstehen meist im Zuge der Entwicklung des Suchstrings, etwa bei der datenbankspezifischen Anpassung verschiedener Suchstrings.

Zu den Syntaxfehlern zählen bspw. fehlerhafte oder vergessene Operatoren, Klammern, Wildcards oder Suchbefehle, Rechtschreibfehler bei den Suchbegriffen oder Suchbefehle, die nicht zur jeweiligen Datenbank passen. Teilweise können Fehlermeldungen der Datenbanken bei der Durchführung des Suchlaufs Hinweise auf Syntaxfehler geben.

Eine fehlende Fehlermeldung beim Suchlauf ist jedoch kein zuverlässiger Indikator für die Richtigkeit eines Suchstrings, da meist nicht klar ist, welche Syntaxfehler von der jeweiligen Datenbank erkannt werden, viele Datenbanken überhaupt keine Syntaxfehlermeldungen anzeigen und Konzeptionsfehler aufgrund ihrer Natur nicht erkannt werden können.

Auffinden von Syntaxfehlern

Trotz einer eventuellen Fehlermeldung beim Suchlauf kann es gerade bei längeren Suchstrings schwierig sein, die konkrete Stelle im String zu finden, an der der jeweilige Syntaxfehler auftritt. Es empfiehlt sich in solchen Fällen, zur Eingrenzung von Fehlerorten die einzelnen Komponenten in die Suchmaske der jeweiligen Ddatenbank zu kopieren und einen Suchlauf zu starten. Taucht die Fehlermeldung beim Suchlauf mit einer Komponente nicht auf, liegt der Fehler in einer anderen Komponente. Taucht die Fehlermeldung auf, kann die jeweilige Komponente auf den Fehler hin durchsucht werden. Bereitet die Fehleridentifikation auch in einer Komponente noch Schwierigkeiten, kann das Procedere mit einzelnen Teilen dieser Komponente wiederholt werden. Mit dieser Aufspaltung der Fehlersuche können Syntaxfehler systematisch identifiziert werden.

Systematische Überprüfung des Suchstrings mit PRESS

Zur systematischen Überprüfung des Suchstrings eignet sich das Peer Review of Electronic Search Strategies (PRESS), welches Überprüfungsfragen bereithält, die sowohl potentielle Konzeptions- als auch Syntaxfehler adressieren (McGowan et al., 2016a, 2016b). PRESS beinhaltet sowohl Kontrollfragen, die sich für alle Suchstrings gemeinsam beantworten lassen, als auch Fragen, die für jeden Suchstring einzeln geprüft werden müssen.

Ursprünglich wurde PRESS entwickelt, um die entwickelten Suchstrings durch eine andere erfahrene Person begutachten zu lassen, welche nicht an der Entwicklung des Suchstrings beteiligt war. Die Überprüfung von Suchstrings durch eine externe Person kann dazu führen, dass der Suchstring sensitiver wird und von seiner womöglich spezifischen Intention abweicht (Craven & Levay, 2011). Dies könnte bspw. daran liegen, dass die externe begutachtende Person in die begründete Hinzunahme oder das Weglassen von Stich- und Schlagwörtern nicht involviert war.

Dennoch kann sich PRESS prinzipiell auch zur Überprüfung des Suchstrings durch die Person eignen, die den Suchstring entwickelt hat. Diese Abweichung hat jedoch Konsequenzen für die Güte der Überprüfung, da nicht davon auszugehen ist, dass die entwickelnde Person die für eine fundamentale Überprüfung und Begutachtung notwendige Neutralität besitzt. Daher ist es in diesem Fall besonders wichtig, die Überprüfung des Suchstrings möglichst (selbst)reflektiert und gewissenhaft durchzuführen. Dabei ist es vollkommen legitim und im Sinne einer methodisch hochwertigen Vorgehensweise, bei Notwendigkeit den Suchstring auf Basis der Begutachtung anzupassen und in diesem finalen Schritt vor der Durchführung der Datenbankrecherche noch einmal zu korrigieren.

Wir schlagen PRESS als Hilfsmittel für die Überprüfung und Begutachtung von Suchstrings vor, da es auf die wesentlichen Fallstricke aufmerksam macht, die im Rahmen der Entwicklung von Suchstrings maßgeblich relevant sind. Im Optimalfall werden die Suchstrings zusätzlich durch eine externe Person begutachtet und mögliche Änderungsvorschläge gemeinsam diskutiert und begründet angenommen oder abgelehnt. Mithilfe von PRESS erfahren die folgenden Aspekte besondere Aufmerksamkeit:

  • Konzeption der Suchstrategie mit der Operationalisierung der Fragestellung,
  • Festlegung der Suchkomponenten,
  • Auswahl der Suchbegriffe sowie Suchbefehle,
  • Rechtschreibung der Suchbegriffe sowie
  • Einsatz von Trunkierungen, Booleschen Operatoren, Limitationen und Suchfiltern.

Systematische Überprüfung des Suchstrings mit PRESS (Fortsetzung)

Der Suchstring kann anhand der in den nachfolgenden Tabellen[1] abgebildeten Kontrollfragen überprüft werden.

Übersetzung der Forschungsfrage(n)
Passt die Suchstrategie zur Forschungsfrage?
Sind die Suchkomponenten klar definiert und voneinander abgegrenzt?
Gibt es zu wenige oder zu viele Suchkomponenten im Hinblick auf die Forschungsfrage bzw. das angestrebte Rechercheprinzip?
Sind die Suchkomponenten zu sensitiv oder spezifisch im Hinblick auf die Forschungsfrage bzw. das angestrebte Rechercheprinzip?
Gibt es zu wenige oder zu viele Suchtreffer im Hinblick auf die Forschungsfrage bzw. das angestrebte Rechercheprinzip?
Stichwörter
Sind alle Stichwörter relevant?Passt die Suchstrategie zur Forschungsfrage?
Fehlen relevante Stichwörter bzw. Synonyme?
Enthalten die Stichwörter alle relevanten Wortkombinationen?
Sind Platzhalter angemessen und richtig eingesetzt (bspw. angemessene und richtige Trunkierung, Konsistenz des Einsatzes, nicht zu früh oder zu spät platziert)?
Werden alle Alternativschreibweisen der Stichwörter (bspw. Singular/Plural, Bindestrich-Schreibweisen, Akronyme/Abkürzungen, britisches/amerikanisches Englisch) mittels konkreter Nennung oder durch Platzhalter abgedeckt?
Sind (einzelne) Stichwörter zu sensitiv oder spezifisch im Hinblick auf die Forschungsfrage bzw. das angestrebte Rechercheprinzip?
Wurden für jede Suchkomponente Stich- und Schlagwörter definiert?
Schlagwörter
Sind alle Schlagwörter relevant?
Fehlen relevante Schlagwörter?
Sind unter- oder übergeordnete Schlagwörter zu sensitiv oder spezifisch im Hinblick auf die Forschungsfrage bzw. das angestrebte Rechercheprinzip?
Wurden die Schlagwörter auf darunterliegende Schlagwörter angemessen und richtig ausgeweitet?
Wurden weitere Eingrenzungen (bspw. Subheadings) den Schlagwörtern angemessen und richtig zugeordnet?
Suchtechnik
Sind die Operatoren angemessen und richtig eingesetzt?
Sind die Klammern im Suchstring angemessen und richtig platziert?
Ist es wahrscheinlich, dass Operator NOT zum Ausschluss von potentiell relevanten Publikationen führt?
Wurden Wortabstandsoperatoren angemessen eingesetzt?
Sind die Suchbefehle angemessen und richtig eingesetzt?
Schreibweise und Syntax
Gibt es Rechtschreibfehler bei den Stich- und Schlagwörtern?
Gibt es Fehler bei der Syntax?
Wurden alle Suchkomponenten in den Suchstring integriert?
Suchfilter
Wurden die Suchfilter angemessen und richtig eingesetzt?
Sind die Suchfilter in der jeweiligen Datenbank anwendbar?
Fehlen Suchfilter?

Erkannte Fehler und das Ergebnis der Überprüfung des Suchstrings sowie Änderungen im Suchstring sollten dokumentiert werden. Die Autoren von PRESS stellen hierfür ein Begutachtungsprotokoll im Anhang ihrer Open Access Veröffentlichung zur Verfügung, wo die begutachtende Person ihre Empfehlungen für den Suchstring dokumentieren kann (McGowan et al., 2016b). Alternativ steht ein aktualisiertes Rechercheprotokoll von RefHunter zur freien Verfügung (Hirt & Nordhausen, 2022). Das Rechercheprotokoll enthält die übersetzten und modifizierten PRESS-Fragen ebenfalls. Im diesem editierbaren Rechercheprotokoll besteht die Möglichkeit, etwaige Änderungen für den Suchstring direkt anzupassen.


[1] Modifikation nach McGowan et al. (2016b). Augenscheinliche Übersetzung, welche nicht durch Dritte geprüft wurde.