Direkt zum Inhalt wechseln

Literaturrecherche in der Sozialen Arbeit

RefHunter Community Literaturrecherche Methoden Literaturrecherche in der Sozialen Arbeit

Ansicht von 5 Beiträgen - 1 bis 5 (von insgesamt 5)
  • Autor
    Beiträge
  • #15782

    Sehr geehrte Kolleg*innen,

    Es ist mir ein großes Anliegen, daß auch unsere Studierenden der Sozialen Arbeit in die Lage versetzt werden, eine systematische Literaturrecherche so durchzuführen, wie sie in den Gesundheitswissenschaften vermutlich schon viel länger etabliert ist.

    Wenn ich das in meinen Kurs „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ versuche, stoße ich dabei allerdings auf praktische Schwierigkeiten: Es gibt zwar eine eigene, kleine Datenbank für Soziale Arbeit, die DZI Solit, integriert in wiso.net. Wenn ich aber versuche, dort einen komplexen Suchstring einzugeben, bietet mir die Datenbank nicht die Möglichkeit, Suchbegriffe durch Klammern usw. zu verbinden, wie das z.B. unter pubmed möglich ist. Die einzige Möglichkeit ist, den komplexen Suchstring per Hand in den einfachen Suchschlitz einzugeben.

    Ein Suchstring, der nach den Regeln dieser Datenbank korrekt ist, sieht z.B. so aus:

    TEXT:Senior* OR TEXT:((alte OR ältere) AND Menschen) OR TEXT:Älterwerden OR TEXT:“Menschen in der zweiten Lebenshälfte“ OR TEXT:“Menschen in der nachberuflichen Phase“ OR SCHLAGWORT:(alter Mensch)) AND (TEXT:Haustech* OR TEXT:(assistive AND (Technik OR Technologie)) OR TEXT:Unterstützungstech* OR TEXT:Assistenzsystem* OR SCHLAGWORT:Technologie OR TEXT:(„ambient assisted living“) OR TEXT:“smart home“ OR TEXT:Gerontotech*) AND (TEXT:Autonomie OR TEXT:Selbstbestimmung OR TEXT:Unabhängigkeit OR TEXT:Selbstbefähigung OR TEXT:Autark* OR TEXT:Selbstständigkeit OR SCHLAGWORT:Selbstständigkeit OR SCHLAGWORT:(autonomes Verhalten))

    Es ist relativ aufwendig und auch fehlerträchtig, diese Zeichenfolge per Hand einzugeben.

    Deshalb wäre ich Ihnen für Ihre Meinung dazu sehr dankbar: Ich stecke im Moment in dem Widerspruch fest, daß ich gern eine systematische Literaturrecherche in allen Schritten mit den Studierenden durchführen möchte, damit aber an die Grenzen solcher Datenbanken stoße. Das gleiche gilt übrigens für die Meta-Suche, die sich mit dem discovery system der Bibliothek durchführen läßt. Haben Sie eine Idee, wie ich einen Ausweg aus diesem Widerspruch finden kann?

    Da ich demnächst damit beginnen werde, ein Buch zum wissenschaftlichen Schreiben in der Sozialen Arbeit zu verfassen, bin ich sehr an einer Lösung interessiert. Denn auf der eine Seite scheint es mir nicht möglich sein, die einzige Datenbank die speziell für Soziale Arbeit existiert, zu ignorieren. Auf der anderen Seite scheint es mir ebenso wichtig zu sein, die Schritte einer systematischen Literaturrecherche auch komplett durchlaufen zu können.

    Gruß
    Florian Bödecker

    #15802

    Lieber Herr Bödecker, was die konkreten Modalitäten zur Suche in Wiso angeht, so kann ich diesbezüglich leider wenig helfen, weil die Einrichtung, von der ich arbeite, keinen Zugang mehr hat.

    Aus meiner Sicht wäre der Schlüssel, den Studierenden zu vermitteln, ihren kompletten Suchstring systematisch in einem Textprogramm wie Word zu entwickeln in der jeweils datenbankspezifischen Syntax, so wie Sie es in Ihrem Beitrag gemacht haben. Und diesen vollständigen Suchstring dann in die Suchmaske hineinkopieren und die Suche starten. Diese Vorgehensweise empfehlen wir auch in unserer 10-schrittigen Vorgehensweise (Link), weil sie eine bessere Kontrolle des Suchstrings (z.B. durch eine Zweitperson) ermöglicht.

    Lässt sich denn so ein kompletter Suchstring bei wiso reinkopieren oder muss er wirklich immer begriffsweise eingegeben werden? Das kann ich leider aufgrund des fehlenden Zugangs nicht selbst nachprüfen.

    #15807

    Lieber Herr Nordhausen,

    vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!

    Wie ich schrieb, kann man diesen komplexen Suchstring unter wiso.net nur in den einfachen Suchschlitz eingeben. Die komplexeren Suchen bieten zwar die üblichen Felder, die man kombinieren kann, aber keine Möglichkeiten, Klammern zu setzen.

    Danke für den Tip mit Word. Ich bin nur nicht ganz sicher, ob das das Problem mit Fehlern in der Suchsyntax löst, weil Word doch nur Rechtschreibfehler erkennen kann, aber keine Fehler in den Regeln der Syntax, oder?

    Mir kam selbst noch ein Gedanken: Man könnte in der DZI Solit bzw wiso.net jeweils ein Suchbegriff pro Spalte (Suchkomponente) nacheinander eingeben. Dann wären ja keine Klammern nötig.

    Wäre das eine Möglichkeit? Dann müßte man allerdings zig Suchen nacheinander durchführen, gerade wenn man viele Suchbegriffe pro Suchkomponente hat.
    Gruß
    Florian Bödecker

    #15813

    Lieber Herr Bödecker, das hatte ich mir anhand Ihrer Zeilen schon fast gedacht, dass es leider nicht möglich ist, den gesamten Suchstring reinzukopieren.

    Sie haben natürlich Recht, dass z.B. Word nur Rechtschreibung korrigiert und nicht alle Syntaxfehler erkennt. Was man in Word aber gut erkennen kann sind fehlende oder doppelte Leerzeichen (was je nach Situation und Datenbank einen Unterschied machen kann). Ich meinte es aber eher vor dem Hintergrund, den fertigen Suchstring schon vor sich zu haben, um ihn nochmal zur Gänze systematisch zu kontrollieren, z.B. in dem man ihn ein zwei Tage ruhen lässt und dann nochmal mit frischem Blick drüberschaut oder ihn an eine Zweitperson zur Kontrolle schickt.

    Aber natürlich hilft Ihnen das wenig, wenn Sie nicht den kompletten Suchstring reinkopieren können.

    Meine Gedanken, mit der Problematik umzugehen, wären die folgenden:

    Sie hatten ja vorgeschlagen, jeweils einen Begriff pro Komponente nacheinander einzugeben. Das ist sicherlich eine Möglichkeit, das Problem scheint mir aber zu sein (wenn ich das richtig verstehe, ich habe wie gesagt die Oberfläche leider nicht vor mir), dass damit nicht alle denkbaren Kombinationen von Begriffen abgedeckt werden, wie es mit Klammersetzung möglich ist.

    Alle denkbaren Begriffskombinationen jeweils in einzelnen Suche einzugeben, erscheint mir etwas mühselig in Anbetracht der Vielzahl möglicher Kombinationen. Meine Gedanke, in Anbetracht der begrenzten Möglichkeiten dieser Datenbank trotzdem systematisch zu suchen, wäre daher zunächst, die Anzahl der Suchkomponenten und -begriffe zu reduzieren. Aus meiner Sicht könnte die Komponente mit den Begriffen rund um Selbstbestimmung komplett gestrichen werden. Da es sich um eine sehr kleine Datenbank handelt, dürfte die Trefferzahl trotzdem überschaubar bleiben.

    Die übrigen Begriffe der Komponenten Ältere Menschen und Technik würde ich versuchen, weiter zu reduzieren, indem ich zunächst die Klammern innerhalb der Komponenten auflöse (also z.B. ältere Menschen OR alte Menschen statt ((alte OR ältere) AND Menschen) und dann alle Begriffe zunächst einzeln in die Suchmaske eingebe und schaue, ob sie überhaupt Treffer bringen. Begriffe, die keine Treffer bringen, können aus dem Suchstring gestrichen werden. Vielleicht fallen ja Formulierungen wie „Menschen in der zweiten Lebenshälfte“ komplett weg.

    Bei den übriggebliebenen Begriffen könnte man dann wirklich systematisch für alle denkbaren Kombinationen einen Suchlauf starten, also z.B.:

    Senior in Kombination mit Haustech*
    Senior in Kombination mit assistive Technik
    Senior in Kombination mit assistive Technologie

    ältere Menschen in Kombination mit Haustech*
    ältere Menschen in Kombination mit assistive Technik
    ältere Menschen in Kombination mit assistive Technologie

    usw.

    Ich denke es werden nicht übermäßig viele Treffer kommen, daher sollte diese kleinteilige Vorgehensweise denke ich trotzdem mit vertretbarem Aufwand durchführbar sein. Wirklich elegant ist es natürlich nicht, aber zumindest eine Möglichkeit der systematischen Vorgehensweise, die sich auch transparent dokumentieren ließe.

    #15816

    Lieber Herr Nordhausen,

    Entschuldigung, ich habe Sie mißverstanden: Man könnte schon den Suchstring in Word entwickeln und dann inden einfachen Suchschlitz kopieren. Ich dachte, Sie meinten, daß man den Suchstring in die Suchmaske kopieren kann, worunter ich die erweiterte Suche mit den einzelnen Feldern verstehe.

    Ja, danke für die Überlegungen. Ich sehe als Alternative auch nur die Möglichkeit, die Suche dann entgegen der ursprünglichen Absicht zu vereinfachen. In der DZI-Solit gibt es tatsächlich nicht so viele Treffer, aber immer noch genug.

    Was die genau Syntax angeht, so habe ich damals extra bei den Datenbankbetreibern nachgefragt. Wichtig zu wissen ist vielleicht, daß die Datenbank automatisch das „Stemming“ und die „Kompositazerlegung“ vornimmt.

    Insgesamt finde ich es wirklich etwas ärgerlich, daß solche wichtigen Oberflächen wie z.B. wiso.net keinen „Search Builder“ wie pubmed anbieten, um eine vernünftige Suche durchführen zu können. Was soll ich meinen Studierenden dann vermitteln?

    Im Moment scheint mir die Option mit dem komplexen Suchstring in Word noch das kleinste Übel.

    Gruß aus Kiel,
    Florian Bödecker

Ansicht von 5 Beiträgen - 1 bis 5 (von insgesamt 5)
  • Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.